Sonntag, 12. Januar 2014

... Fair Trade Dschungel

Ich weiss nicht wie es euch geht, aber ich bin regelmäßig von der Fülle der Siegel und Bezeichnungen von angeblich ökologisch und sozial super toll gemachten Dingen echt überfordert. Da ich mich nicht in der Lage fühle hier einen Überblick über den Siegel-Wahnsinn zu geben versuche ich mich nun nach und nach dem Thema zu nähern, heute  dem Siegel "Fairtrade", "Fairer Handel" und "Fair Trade". 

Was ist eigentlich Fairer Handel? 
Ein Produkt entsteht unter fairen Bedingungen. 
Alle Beteiligten, vom Anbau der Grundstoffe, über die Herstellung, über den Versand bis zum Verkauf erhalten wenigstens Mindestlöhne und werden fair behandelt. Kinder- und Zwangsarbeit sind verboten. Arbeiter sollen Schutzkleidung auf Plantagen und in Fabriken tragen. Die Dachorganisation "Fairtrade Labelling Organizations International" hat dazu 10 Grundsätze formuliert: wikipedia.org/Fairer_Handel 

Unter anderem gilt es: "Chancen für wirtschaftlich benachteiligte Produzenten schaffen, Faire Preise zu zahlen, sozialverträgliche Arbeitsbedingungen zu schaffen," u.v.m..

Was bedeutet das Siegel "Fairtrade"? 
Hier lohnt sich genaueres Hinschauen, nämlich nur "Fairtrade" ist ein rechtlich geschützer Begriff, nicht aber "Fair Trade" und auch nicht "Fairer Handel". 
Auf der Homepage von Fairtrade Deutschland heisst es: "Hinter Fairtrade stehen verschiedenen Organisationen: Der Dachverband FLO e. V. (Fairtrade International), setzt sich aus 25 Mitgliedern zusammen." 
Die genaue Art der Zertifizierung findet ihr unter www.fairtrade-deutschland.de
Das würde hier jetzt zu weit führen. Wichtig zu wissen, ist, dass ihr euch auf das Logo 


Fairtrade Deutschland (Copyright: Fairtrade-Deutschland.de)

verlassen könnt. Für Klamotten bedeutete es häufig, dass Bio-Baumwolle unter "fairen Bedingungen" hergestellt wurden.

Achtung Trittbrettfahrer
Der Wunsch der Verbraucher z.B. nach Baumwolle, die kontrolliert ökologisch angebaut und verarbeitet wird wächst. Modeketten wie z.B. der große Textilschwede versehen Teile ihrer Kollektion mit Auszeichnungen wie "bio cotton" oder "certified cotton". Leider sagen solche selbst erdachten nicht zertifizierten Siegeln nichts darüber aus, wie es mit der Baumwolle weitergeht. Sie sind während des Anbaus möglicherweise mit weniger Pestiziden bearbeitet worden, aber anschließend werden sie oft mit giftigen Farben weiter behandelt. Ob der Baumwollbauer fair bezahlt wurde lässt sich hier auch nicht sagen.
Hinschauen lohnt sich also.

Spannend außerdem
Nachdenklich macht mich, dass der Preis, den wir im Geschäft für eine Jeans oder ein T-Shirt zahlen in keinem Zusammenhang mit den Bedingungen steht, unter denen das Kleidungsstück entstanden ist. Eine teure Designer Jeans kann unter ebenso beschissenen Bedinungen hergestellt worden sein, wie eine billige Jeans. Die Marge sacken die Modehändler ein! 
"Die asiatische Arbeitsrechtsorganisation Asia Floor Wage Alliance hat ausgerechnet, dass der Endverbraucherpreis für eine Jeans aus Bangladesch nur um 5% (fünf Prozent!!!) steigen würde, wenn der Lohn des Textilarbeiters hoch genug wäre, um die Grundexistenz einer vierköpfigen Familie zu sichern." (wdr.de/faqgruenekleidung)

Das macht mich wütend und traurig!
Hinschauen lohnt.





1 Kommentar:

  1. Genauso ist es! Ich werde es auch nie verstehen, dass es mit 1€ mehr pro T-Shirt, oder 5€ mehr pro Jeans (wenn sie 100€ kostet) den Menschen, die diese herstellen sofort viel viel viel viel besser gehen würde! Jeder würde das bezahlen! Aber es kommt einfach nicht bei den Menschen an das Geld...

    Interessant auch die Unterscheidung zwischen Fairtrade und fair trade, das wusste ich noch nicht. =)

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